Mittwoch, 12. Dezember 2012

klingt komisch, ist aber so...


man mag es nicht in den mund nehmen, es schmeckt komisch.  KREBS. oder ICH HABE KREBS. sieht ja sogar so geschrieben irgendwie scheußlich aus. na super, schon fühle mich wieder ein bissl erschreckt…
anfangs ist das immer so und geht jedem gleich. bei jedem mal aussprechen erschrickt man unmerklich, fast so als ob man aus versehen die wahrheit sagen würde. so als ob man zu jemanden sagt „ich mag dich nicht du stinkst!“ obwohl man das eigentlich gar nicht sagen wollte. dann möchte man sich plötzlich ganz dringend die hand vor den mund halten, die augen aufreißen und laut „upsi“ rufen. und ein bisschen verlegen kichern. macht man aber nicht, man möchte gern so tun als ob man "das alles" total lässig schafft.
coolness hilft dabei ja ungemein, einfach mal den erschreck-impuls unterdrücken – nicht das man jemanden damit erschreckt.
so tun als ob krebs haben „eh ned so schlimm wäre“. wahrscheinlich packt man es sonst selber nicht. nicht als betroffener, nicht als angehöriger.

aber irgendwann hilft alle coolness nix und man muss zugeben das krebs haben einfach schrecklich ist. furchtbar schrecklich. gibt fast nichts schrecklicheres, fast nichts erschreckenderes, nicht viel das einem mehr schrecken einflößen kann. oh schreck.
jetzt bitte nicht erschrecken: ICH HABE KREBS! und jeder darf es laut sagen, glaubt mir: irgendwann schreckts euch nicht mehr!

Sonntag, 9. Dezember 2012

schreib-blog-gade

schreibblockade. nix geht mehr. bäh.

da muss jeder mal durch und das geht so:
gedanken schwirren, fangen, nicht ordnen können, schublade klemmt. mühselig, kraft verschwenden, irgendwann aufgeben, gedanken wie kleine flieger surren lassen, bissl dösen, sabbern, schmatzen, aber nicht ruhen können.
nächste station: zornig werden, die surren ja doch recht laut hier, was ist denn das, muss das jetzt sein, wir sind ja hier nicht am flugplatz, hallooo???
aaaaber, schnell wieder lassen weil zornig doch eigentlich blöd ist und sich dann einreden: ich wollt eh gar nicht mehr. schmoll. wollte nicht schreiben, nicht krank sein, nicht an krebs denken, nicht hinschauen.
so geht das nämlich auch: etwas unkontrolliert über einen hereinbrechendes als gewollt zu betrachten damit es nicht mehr so zornig macht. also: "super, endlich schreibblockade, wollt ich eh schon lang, halloooo, grüß dich, komm rein setz dich hin willst du kaffee oder tee? bier ist leider alle ich hätte höchstens noch nen wodka, nee... ist leider auch alle, wie war die fahrt?!" (frei nach die sterne - tourtagebuch).

irgendwann schleicht sich aber auch die blockade. weil sie merkt das man sich nicht mehr an ihr reibt. das mag sie nicht, also schleicht sie sich wo anders hin, so dass man es nicht merkt. keine abschiedsszenen mit winkenden, angeschnäuzten taschentüchern und telefonnummern austauschen - sie verschwindet einfach so über nacht.
plötzlich hat man wieder platz. für krebs, bisschen krank sein, feiern, nachdenken, bisschen gesund sein, lachenweinenkichernärgernschmunzeln...
also los!

PS: die schreibweise des worts "schnäuzen" musste ich jetzt auch erstmal suchmaschinieren... frau blockade hat ihre spuren hinterlassen.

Samstag, 12. Mai 2012

schluchzen mal anders.


von der radioaktivität merke ich bloß am ersten tag ein bisschen übelkeit. könnte aber auch am pampenessen gelegen haben, schließlich wurde dieses schon während dem OP-krankenhausaufenthalt als mein persönliches kryptonit enttarnt. kotz die wand an. 
und dann heißt es warten. darauf das die strahlung wieder unter die erlaubten grenzwerte sinkt. also warte ich und versuche anzeichen zu deuten. fallen mir die haare aus? wachsen meine zehennägel schneller? leuchte ich? ich wache jede nacht mehrmals auf und bin mir tatsächlich sicher das ich leuchte. kucke mir ungläubig meine hand an, einmal leuchtet sie ein bisschen rot. ich bin mir sicher!
 
ich komme nach hause - es kommt mir vor als ob ich wochenlang weggewesen wäre, höllenqualen gelitten hätte und nun zu hause misstrauisch alle ecken beschnüffle um mich wieder zurecht zu finden.
dabei waren es 4 tage in denen radioactivegirl gelebt hat wie im hotel. kaffee und keksteller aufs zimmer, frühstück im bett, wünsche wurden von den augen abgelesen. ich habe ein schlechtes gewissen anderen kranken gegenüber die noch viel länger und stärker krank sind als ich. und doch bin ich total krankenhausgesättigt und bemitleide mich selbst als gäbs keine steigerung mehr. man gönnt sich ja sonst nichts...

entlassen wegen guter führung. die umwandlung von radioactivegirl ist vorerst abgeschlossen. die radioaktiven superkräfte scheinen sich voll entwickelt zu haben, letzte tests werden durchgeführt deren ergebnisse bald zeigen werden ob der unermüdliche kampf erfolgreich war oder nicht. währenddessen begnüge man sich bitte mit dem ersten befund des röhrenliegens, der kommt per post. ich kämpfe mich durch 3 seiten medizinisches wirrwarr und dann finde ich ihn, den wichtigen satz: in den restlichen körperregionen keine weiteren pathologischen hypermetabolen läsionen nachweisbar.

kurze zeit später sitze ich laut schluchzend auf der couch, mit einem päckchen in der hand.
und nein, ich schluchze nicht weil ich traurig bin. und nein, das päckchen macht zwar freude, aber sooo dringend hätt ich es jetzt auch nicht gebraucht das ich dem paketlieferanten direkt um den hals falle und mit dankesreigen überschütte, der inhalt ist nicht wichtig.
es geht nämlich einzig um das gefühl das sich plötzlich nach einigen unglaublich tollen tagesmomenten einstellt: die erleichterung.
plötzlich ist sie da.
es reicht ein tag an dem alles gut ist: die sonne scheint, die luft flimmert, der sommer riecht als ob er für immer bleiben würde und zur krönung funktioniert auch noch jeder kleine futzl von dem man sich für heute gedacht hätte "och das wär jetzt aber mal toll...", wie z.B. "wenn heute der befund kommen würde und vielleicht sogar gar nicht so schlimm wäre, das wär aber mal toll" oder "wenn heute der alte liegestuhl mal stehen bleiben würde beim drauflegen, das wär aber mal...", oder "wenn der übriggebliebene schinken im kühlschrank jetzt auch noch genießbar wäre, das wär aber..." oder "wenn heut das päckchen kommen würde, das wär..."
und dann ist es da und ich realisiere mein glück.

liebes schicksal/karma/vorhersehung, danke für diesen moment. wirklich richtig ehrlich danke!

Donnerstag, 10. Mai 2012

und dann reduzieren wir das ganze ein...

irgendwann wird alles routine...
der hechtsprung hinter die bleimauer wenn es klopft (stand nicht in der aufnahmeinfo das einige sekunden gewartet wird bevor geöffnet wird??) und ich komme mir jedesmal vor als ob ich gerade verbotenerweise die dr. sommer seite im bravo gelesen hätte...
frühstück runterwürgen weil viel zu früh da, kaffeeplörre trinken und auf den placeboeffekt hoffen.
danach bis zum mittagessen wieder niemanden zu gesicht bekommen - klopklopf - hechtsprung - mittagessen: pampenbraten mit pampenbeilage, radioactivegirl's persönliches kryptonit...
am nachmittag ein paar runden drehen. also von fenster eins zu fenster zwei gehen und schauen was sich da so rumtreibt. die hälfte des blickfelds durch den dachvorsprung eingeschränkt wissen und sich ausmalen wie es wäre wenn frau jetzt mit spiderman befreundet wäre und somit heimlichen besuch bekommen könnte...
viel zu früh abendessen bekommen um überhaupt hunger haben zu können und danach das gefühl haben man sollte vielleicht schon ins bett gehen?

da schleicht sich das erste highlight ganz plötzlich an: "möchten sie ein bisschen auf den balkon frau b.?" aufgeregt wie ein kleines kind schreie ich "jajajaja" und hüpfe ungeduldig von einem bein aufs andere. da müssen vorher schlapfen gewechselt werden und laut piepsende schranken durchschritten werden (hab ich was geklaut??) und dann... dann stehe ich auf einem 5 qm großen frischluftkobel der von 5m hohen mauern umgeben ist. die aussicht beschränkt sich auf den himmel. die sonne scheint noch 3 cm herein, ich sitze auf klebrigen plastiksesseln, bekomme kaffee und kekse serviert und treffe eine leidensgenossin aus dem nebenzimmer - unterhaltung, konversation, kaffee, frischluft, sonne! was will das herz mehr. ich bin glücklich und zufrieden.

menschen, reduziert euch!

Dienstag, 8. Mai 2012

my mini-plastic-planet

quarantäne scheint so surreal das es schon wieder so schön skurril ist. und skurril ist radioactivegirl's lieblings.

meine badezimmer-abflüsse schreien mich an als ob ihnen jedes mal der letzte hauch seele entzogen wird wenn sie alles in sich aufsaugen. das machen die verdammt gut und schnell, manchmal habe ich angst ich werde mitgesaugt und gehe deshalb besser 3 schritte zurück beim betätigen der klospülung und hüpfe jedesmal wieder erschrocken zur seite wenn der duschabfluss mit einem ohrenbetäubenden "schlöööörp" das abwasser wegzusaugen beginnt. sicherheit geht vor... irgendwann erschreck ich mich bestimmt so das ich zurückschreie: "SELBER SCHLÖRP!" oder "SCHLÖRP OIDA!"

der laptop wurde mit frischhaltefolie umwickelt, schließlich könnte ich radioaktiv auf die tastatur rotzen. das belüftungssystem allerdings mag folie nicht so und deshalb wickle ich lapi heimlich an den belüftungsschlitzen wieder auf. nach dem händewaschen und vor dem rotzln.
das handy raschelt sich durch den toppits-gefrier-beutel an mein ohr und ich schwitze somit meinen radioaktiven plastikschweiß wenigstens nicht direkt in die simkarte rein.
ich rutsche gleich mal beim licht einschalten an der folie ab ("quietsch") und lande auf dem schwestern-klingel-knopf (auch in folie). passiert wohl dem gesichtsausdruck der schwester nach nicht das erste mal....

ich frage mich ernsthaft ob frischhaltefolie radioaktivität abhalten kann und warum dann keiner in japan folie verwendet? gibt es in japan keine frischhaltefolie oder toppits-gefrierbeutel mit verschlusssystem??
dann könnte man sich ja fragen warum keine frischhaltefolien-hilfslieferungen nach japan gegangen sind... ganze bäume einwickeln. häuser einwickeln. menschen einwickeln. frauen und kinder zuerst!
 
dazwischen wickle ich meine zitronen-zuckerl aus plastikpapier aus und trinke wie angeordnet viiiiel wasser aus dem plastikflasche. soll ja alles gut für die speichelproduktion sein und deshalb die radioaktivität schneller aus dem körper spülen.
raschelraschllutsch - schraubschraubschlürf. ein hoch auf die plastikindustrie!
ich werde das quietschen und knistern vermissen...


Freitag, 4. Mai 2012

wer hat angst vorm carzignom?

eine untersuchung die anzeigt ob der körper irgendwo noch andere metastasen oder tumore hat. das ist ungefähr so zweischneidig wie nackenfaltenmessungen bei ungeborenen kindern - will ich wissen ob ich in den nächsten jahren wieder an krebs erkranke? will ich, aber bitte nur wenn man mir sagt "nein"...
da ich aber diesmal einen wirklich netten arzt erwische der mir alles genau erklärt und dabei noch dazu zeit hat UND nett ist, lege ich mich bereitwillig in die röhre und halte brav ganz still, mache einen auf vorbildliche patientin.
es kann allerdings auch sein das mich dieses beruhigungsstamperl zuvor einfach glücklich und zufrieden gemacht hat und der arzt mir eigentlich viele schreckliche dinge erzählt hat. trotzdem mag ich diese drogen.
denn seither bin ich überhaupt stimmungsmäßig on top. wirklich! das röhren-ergebnis kommt montag. beunruhigt mich aber überhaupt nicht, es gab ja so tolle drogen!!
wahrscheinlich habe ich deshalb auch unterschrieben das ich weiß, das bei einer radiojodtherapie in 1% der fälle leukämie als nebenwirkung entstehen kann. (kann man ja auch schlecht streichen so einen satz, nicht so wie den "ich bin damit einverstanden das meine daten zu werbezwecken benützt werden"-satz. oder doch? verdammt, hätt ich mal lieber gefragt...)


klar ist, das am montag in die quarantäne einrückt wird und ich das alles als großes abenteuer sehe. wozu die menschliche psyche fähig ist um angst zu vermindern, es ist ja wirklich der hammer! dazu sollte es ein eigenes "es war einmal das leben" geben....
ein bisschen gruselig ist es schon, wenn man die kapseln die man schluckt aus einem bleibehälter bekommt und rundherum alles dauernd in einen "achtung-radioaktiv-müllcontainer" geschmissen wird, oder man die injektionen die einem gespritzt werden aus high-tech-bleiröhrchen kommen und der arzt danach die automatische abschirm-bleitür hinter sich schließt. dann liegt man da und wartet was passiert. leuchte ich schon wo? fallen die haare schon aus? entwickelt sich irgendwo ein super-muskel oder eine dritte hand? und dabei neugier statt angst haben, so sieht also meine reaktionswelt gerade aus. es ist schön immer wieder überrascht zu werden, danke liebe psyche, danke lieber körper, ich kenne mich mal wieder überhaupt nicht aus und komme aus dem staunen nicht heraus, aber wenn das so ist, sage ich schnell "danke es darf gern auch mal positiv sein" und geh ich dann mal freudig aufgeregt sein! hä??

Sonntag, 29. April 2012

das wird schon!

man muss schon verstehen dass ich prinzipiell in der lage bin mich mit meiner "igitti-diagnose" an vielen minuten des tages zu befassen und auseinanderzusetzen.
ich bin ja doch ein hübsch reflektierter nachdenk-mensch mit kritischer betrachtung der eigenen gedankenwelt - allerdings passt es mir manchmal zwischen zähneputzen und frühstücksei grad nicht soooo gut rein wieder mal an krebs, tod und verderben zu denken, deshalb braucht eine superheldin abwehrmechanismen.
also eine weitere sache die ich durch meine krebserkrankung gelernt habe:
phrasen sind toll!
phrasen sind oberflächlich genug um sich nicht mit jedem und zu jeder zeit in der weiten welt einer krankheit und der dazugehörigen gefühlslage auseinandersetzen zu müssen.

denn das ist ja das tatsächlich anstrengende an "meinem krebs": nicht das körperliche angeschlagen sein, schließlich hüpfe ich ja einigermaßen unbeschwert durch die gegend. ich kann gehen, ich kann fühlen, ich kann atmen. prinzipiell von vorteil für eine superheldin. radioactivegirl kämpft viel mehr mit der eigenen, völlig konfusen gefühlswelt.
und jetzt stelle man sich mal vor man teile die mit allen und jedem immerdauerndständigüberall:
da würde die nachbarin, die mit dem hündchen unbeschwert eine runde geht, nach den ersten drei sätzen mit mir eine völlig aufgelöste, hysterisch weinende patientin an der schulter kleben haben. der hund würde einstweilen teilnahmslos auf unseren rasen kacken.
da würde die oma am telefon wohl bei jedem anruf in der zweiten leitung schon den psychosozialen notdienst auf der dauerschleife hängen haben um im notfall gleich jemanden vorbei zu schicken. tatütata, die zerfällt schon wieder!
da würde ich selbst unbeherrscht die innerhalb eines kurzen gesprächs angefallenen sieben liter rotz in meinen rock schnäuzen weil irgendjemand seine eigenen gedanken und gefühle mit mir teilt (der klassiker: "ich habe angst um dich") und mich somit in die bedrängnis bringt, auch plötzlich doch wieder schreckliche angst zu bekommen.

da floskelt man doch gerne mal rum, was?

um solche "ausfälle" zu vermeiden bediene man sich bitte bei PHRASEN.
hier eine kleine auswahl meiner derzeitigen favourites:
- das wird schon
- ja da muss man halt jetzt durch (auch gut in verbindung mit "das wird schon" hinten dran!)
- wird schon werden, muss ja!
- geht schon danke, mal so mal so!
- ja, hm, hilft jetzt eh nix...
- passt scho!


wichtig: bloß nicht in der ICH-form sprechen, alles abstrahieren! weg damit von mir! kuschkusch pfui!
für weitere vorschläge bin ich offen, immer her mit der flosklerei...

UPDATE:
die neuesten phrasenvorschläge sind da, greifen sie zu, bedienen sie sich:
- den umständen entsprechend...
- ja, es läuft nicht immer alles so, wie man will
- vielleicht hats ja irgendwie auch was positives (besonders hübsch, da fällt mir sicher nochmal was ein dazu!)
- man rechnet halt einfach nicht damit

Freitag, 27. April 2012

man kann sich ja heutzutage auf nichts mehr verlassen...

...hätte meine oma gesagt und zur zeit hätte ich ihr ein wohlig zustimmendes "mmhmmm" über den kaffeetisch gesendet um dann geräuschvoll seufzend an meinem kaffee zu nippen und die gedanken schweifen zu lassen.

ich stelle fest, das in meinem leben so oder so immer alles anders kommt als ICH es mir denke. und ich denke es mir doch immer ganz gut zusammen, also ich hätte da schon einiges an potential eine gute zusammendenkerin zu sein. ich kann auch gut für andere ihr leben zurechtdenken. nur sieht das keiner von denen... (naja, sie wissen ja jetzt wo sich mich finden, wenn sie da mal nen persönlich zusammengedachten lebensplan brauchen!?)

na gut, andere nennen es planwahn, ich nennen es "gutes vorstellungsvermögen"...
und so habe ICH mir vorgestellt, das ich in meiner verordneten unterfunktion wohlig zusammengerollt im dicken warmen wollpullover (anzeichen 1: gesteigertes kälteempfinden) entweder auf der couch vorm fernseher snösen werde (anzeichen 2: müdigkeit), oder auf dem liegestuhl, in fleecedecke und flauschsocken gehüllt, eine äußerst hippe frauenzeitschrift durchblättern werde (anzeichen 3: konzentrationsschwierigkeiten - leg den kafka weg radioactivegirl...). um dann ein bisschen zu snösen. nach dem aufwachen würde ich dann noch die waage in die tonne hauen weil die bestimmt falsch geht wenn sie jeden tag mehr anzeigt... (anzeichen 4: gewichtszunahme).
nix da.
"unterfunktion sieht bei ihnen aber mal gaaaanz anders aus frau b., da lach ich jetzt mal laut über sie" amüsiert sich mein schicksal.
ich wusle. ich schwitze. ich schlafe nicht. ich habe dauermuskelkater. ich habe stimmungsschwankungen. ich nehme ab.
ich kenne mich nicht aus, mein körper arbeitet gegen meinen plan.
ich verfalle regelmäßig in medizinische gedankenpanik und male mir mich selbst ohne haare am kopf, völlig geschwächt, vom zivi im rollstuhl durch den krankenhauspark geschoben, mit decke auf den beinen, demütig gegen die sonne blinzelnd, aus - um mich dann von einem moment auf den anderen selbst wieder so weit zu beruhigen das ich mich wieder unglaublich gesund und fit fühle und denke ich könnte doch morgen mal bei diesem triathlon, moment, da hab ich doch was in der zeitung gelesen, wo war das mit dem berglauf, hab ich eigentlich meine laufschuhe noch, aber ob die wasserdicht sind wegen den 30 km schwimmen im see, ich ruf mal mama an ob sie mich da überhaupt zum start hinfahren könnte...

und dann bleibe ich stehen, halte inne, lache mich ein bisschen aus - und nehme es hin.
wenigstens lache ich noch.

Dienstag, 24. April 2012

erste etappe OP. Haken drunter.

1 woche im krankenhaus, den anderen schilddrüsen-losen zusehen wie sie quietschfidel durch die gänge hüpfen und ihre narbe in ihrer fettfalte am hals verstecken können, sich selbst wie der ärmste mensch auf erden fühlen und doch über die lästige drainage im hals lachen können.
kurzzusammenfassung meiner schilddrüsen-total-op samt entfernung aller lymphknoten.

ich bin heiser, durch die nähe des tumors an den rechten stimmnerv huste ich wie eine alte frau. ich habe das gefühl einen bleistift quer verschluckt zu haben und laufe 5 tage mit einer drainage im hals herum die ich liebevoll "schnurli" getauft habe - schließlich kuscheln wir miteinander im bett und sind unzertrennlich. das schöne drainagensackerl wird erst mit stoffmalfarben verziert, meine besucher unterschreiben (wer schon keinen gips hat soll trotzdem ein andenken haben) und später kriegt schnurli sogar ein selbstgehäkeltes mäntelchen.
ich kotze tagtäglich dem krankenhaus-essen fast neben die schulter, bekomme irgendetwas das aussieht wie grauer toast aber wahrscheinlich fleisch sein soll und schlürfe mit strohhalm an meinem saft. erbärmlich.
ich kann kein buch lesen vor lauter blöd im kopf und kämpfe mich mit frauenzeitschriften durch in denen die neuesten modetrends angepriesen werden - passt aber leider alles nicht zum narbenlook von radioactivegirl.

meine highlights: am zweiten post-OP-tag alleine aufs klo gehen, am dritten post-OP-tag einen eigenen pyjama anziehen, am vierten post-OP-tag einen geilen verlängerten im krankenhausbuffet schlürfen, am fünften post-OP tag schnurli verlieren (jaja, loslassen heilt...) und am sechsten post-OP tag nahe einem kollaps sein weil der weg vom krankenhaus zur apotheke mich fast umbringt. eine kleine weltreise... und ICH hab sie geschafft!

erste etappe: well done radioactivegirl!

wunder geschehen?

immer öfter stolpere ich in der zeitung über einen berichte von (krebs)erkrankten menschen die schier  unglaubliche höchstleistungen vollbringen... und habe ein schlechtes gewissen.
der krebserkrankte der während der chemotherapie für den marathon trainiert.
die krebserkrankte die durch ihren krebs zu kreativen höchstleistungen motiviert wird.
der patient der durch seinem leidensweg sein ganzes leben umkrempelt und danach glücklicher als davor ist.
MUSS ICH DAS JETZT AUCH??

mein leben war schon vorher unspannend aber eigentlich ganz gut. eigenes haus, hochzeit geplant, kinder später auch geplant, liebeliebeliebe, beruf scheiße aber was solls, erfüllende hobbies, gute freunde, lustig samma puntigamer...

und trotzdem, ich warte auf den großen krankheits-bang: die krebserkrankte die durch die therapie zu neuem lebensmut findet und sich selbst verwirklicht. sich was traut. ihr leben ändert. auf die barrikaden steigt. plötzlich andere dinge wichtiger findet als von 8-17 uhr geld zu verdienen und danach zu entspannen. ICH WARTE AUF DEN NEUEN MENSCHEN DER BISS HAT!

nicht jeder der superheldenkräfte hat, muss auch zum superhelden werden. ich warte trotzdem mal hier weiter.

Freitag, 13. April 2012

verhaltensstudie II

die voruntersuchung für die OP steht an und wieder gibt es ein sammelsurium an reaktionen, krankenhaus kann ja doch so witzig und skurril sein... oder liegts an mir?

frau 1 zapft mir blut ab. frau 2 assistiert dabei die gefühlten 230 röhrchen zu reichen. es will heute nicht so recht laufen, ich ahne wohl schon dass ich den beiden einen kleinen fauxpas rauskitzeln kannn wenn ich mein blut nur ja zurückhalte und kichere in freudiger erwartung in mich hinein.
nun kann man schon ein bisschen schleißig werden wenn man so viele röhrchen füllen muss und die olle an der nadel da nicht richtig mitspielt. also lassen wir da mal einfach ein bisschen weniger blut rein, wird schon passen, denkt sich frau 1. frau 2 reagiert schnell und scharfsinnig, schmeißt frau 1 empört die halbvollen röhrchen zurück um ihr klar zu machen das man "bei so einem fall schon mehr blut braucht um die werte zu bestimmen".
so ein fall... ICH BIN "SO EIN FALL" AHA?? soll ich mich jetzt besonders fühlen? man hänge mir bitte eine "besonderer fall weil so jung schon krebs die arme sau"-schärpe um... rosa mit glitzer.

frau narkosearzt erkundigt sich welche OP denn 2012 durchgeführt wurde und schafft es nicht, sich ein erschrockenes gesicht zu verkneifen als ich ihr sage das bei der entfernung des lymphknotens vor 6 wochen metastasen vom tumor auf der schilddrüse gefunden wurden. NA HÄTTEST DU DIR MAL DIE KRANKENAKTE GENAUER ANGESEHEN SCHÄTZCHEN!

der superdoktor tritt auch wieder auf die bühne. und erklärt einer frau, die ich nicht kenne und die ich mangels eindeutiger berufskleidung auch nicht als ärztin, sekretärin, putzfrau oder liebesgespielin erkennen kann, mit stolz geschwellter brust dass ICH die patientin sei bei dem der zufalls-krebs-befund gefunden wurde.
ich glaube der herr superdoktor hätte auch gern eine scherpe. vielleicht nähe ich ihm in der quarantäne eine.  eine "besonderer doktor der zufallsbefunde findet und dabei noch voll schön aussieht"-schärpe. blau mit glitzer, dann passen wir zusammen.

Sonntag, 8. April 2012

verhaltensstudie I

was macht der nahestehende mensch wenn er erfährt das radioactivegirl eine krebsdiagnose bekommen hat?

er ist zumeist überfordert.

ich beobachte drei reaktionssorten und kann mit zwei davon schlecht umgehen. mit der dritten liebäugle ich in gedanken...
und alle haben eine funktion.

sorte I beginnt mich zu betüteln. der typus der sorte I ist besorgt und zeigt das auch, ruft öfter an als vorher und hat dabei einen meist mütterlich-betroffenen ton in der stimme. er schmeichelt mir, bringt mich aber auch bei jedem noch so profanen telefonat an die grenze der eigenen weinerlichkeit - und dabei geht es nur ums milch kaufen oder ums wetter!
sorte I berührt mich in alltagssituationen, das ist mir unangenehm, ich bin nicht prinzipiell darauf vorbereitet weinend einen termin zum oster-treff aus zu machen. und trotzdem rührt es mich auch positiv. wenn ich aufgelegt habe und durchgeatmet habe, rührt es mich und ich fühle mich gemocht.

sorte II tut so als ob nichts wäre. und lässt mich dabei geschickt im ungewissen ob er eigentlich genau weiß was mir jetzt bevorsteht und ob er sich insgeheim, wenn keiner hinguckt, doch sorgen macht, oder ob er selbst alles gar nicht so schlimm findet und deshalb auch keine erkennbare emotionale reaktion auf meine diagnose zeigt. 
der typus der sorte II ignoriert zeitliche einschränkungen der nächsten 6 wochen prinzipiell und plant mich für partys und/oder arbeitseinsätze ein bis ich nochmal vorsichtig einwerfe das ich die nächsten 6 wochen nicht soooo ganz fit sein werde und eventuell nicht bereit für party bin. dann sagt er lapidar "achso ja genau" um sogleich wieder über die neuesten schnäppchen im internet zu schwofen.
der typus der sorte II tappt in meinen augen von einem fettnäpfchen ins andere, und trotzdem hilft er mir nicht völlig im selbstmitleid einer krebserkrankten zu versinken. manchmal lässt er mich sogar daran zweifeln ob ich tatsächlich völlig bedürftig dahinsiechen werde (wie es mich sorte I glauben lässt) oder ob ich nicht doch fit für die party sein werde...?

und dann gibt es noch sorte III. die mag ich eigentlich am liebsten. das sind die menschen, die gar nichts sagen und zu denen ich mich trotzdem am liebsten auf den schoß legen würde um mir den kopf streicheln zu lassen. nichts sagen müssen, einfach empathie aufsaugen. schlurp.
wer jetzt glaubt dieser typus seien alte bekannte und oft gewählte kopfstreichler hat weit gefehlt.
in dieser zeit meines lebens tun sich plötzlich kopfstreichler auf von denen ich bisher nicht wusste das sie darin gut sein könnten. und andere, denen ich unter normalen umständen sofort einen orden für "bestes kopfstreicheln in schwierigen situationen" verliehen hätte, wo mein kopf über die jahre schon eine kuhle im schoß der/des bevorzugten kopfstreichlers geformt hat, haben anscheinend akuten handkrampf und können plötzlich nicht streicheln.
das darf auch sein.
ich lege mein haupt imaginär auf die mir plötzlich angebotenen neuen schöße und weine dort.

Donnerstag, 5. April 2012

hundstage

was macht frau eigentlich wenn sie eine krebsdiagnose bekommt?
erstmal heulen.
dann alle anrufen und wieder heulen.
dann den kalender durchforsten und alle termine absagen die jetzt plötzlich nicht mehr möglich sind. dazwischen eine runde heulen um dann umgehend zum ersten bier zu schwenken.
nach dem dritten bier alles nicht mehr so schlimm finden, in partylaune sein und auf einem konzert mächtig abtanzen.
nach dem sechsten bier einschlafen um nach 3 stunden wieder auf zu wachen und nicht mehr schlafen zu können.
am tag danach neben kopfschmerzen auch noch einen mächtigen depressiven bekommen.

die bombe schlägt erst am tag danach ein, die alkohol-melancholie tut ihr übriges. ich brauche dringend ablenkung, "schaffe schaffe" heißt die devise. dabei bin ich doch so müde! möchte nur schlafen, rasten, entspannen. geht nicht, supergirl fühlt sich unsuper.

nach ein paar tagen wuselei, plackerei, angepsanntem Sein entdecke ich im medikamentenregal "Relax-Tabletten" - homöopathisches seelenheil gegen angstzustände und schlaflosigkeit. "hüfts ned so schods ned" denk ich mir und bin ab sofort abhängig von den dingern... na gut, ist ja homöopathie.

die nächsten tage schaffe ich mit nur mehr ein bis zwei, sich vorwiegend von hinten anschleichend und mich völlig überrollenden, weinattacken und gewöhne mich daran seelisch labil durch die welt zu wandeln.
ich schwappe in einen organisationswahn, alles muss vor der OP erledigt werden, der plan muss stehen, muss denken und tun, muss überlegen und listen schreiben.

und doch weiß ich rein gar nichts...

Dienstag, 3. April 2012

dr. wolverine!

eine neue superheldin taucht auf: dr. wolverine.
dr. wolverine hält heulende patientin aus.
dr. wolverine weiß das es in diesem jungen alter scheiße ist eine krebsdiagnose zu bekommen.
dr. wolverine legt die fakten des 4-wöchigen schilddrüsenhormonentzugs auf den tisch: "sie werden träge und müde werden, lethargisch, vielleicht sogar depressiv. sie werden massiv zunehmen und dürfen nicht mit dem auto fahren."
dr. wolverine nimmt ohne mit der wimper zu zucken das wort "massiv" in zusammenhang mit meinem gewicht in den mund. MASSIV!
und trotzdem mag ich sie...
ab sofort heißt es girl power!

Sonntag, 1. April 2012

wenn der doktor drei mal klingelt...

...ruft er an.
und wer anruft muss dringendes mitteilen. etwas so dringendes, dass man als oberarzt, der - patientInnenzufriedenheit in allen ehren - lieber wurstbrote isst und marathons läuft als sich mit dem, zugegebenermaßen in dringenden fällen meist schwierigen leben, der patientintInnen auseinander zu setzen, trotzdem anruft.

nun hat er es also doch getan, zwischen morgentraining und vormittagsjause hat er einen blick in den befund des entfernten lymphknoten der patientin b. geworfen. In meiner vorstellung ließ er in weiterer folge heldenhaft seinen weißen kittel im wind flattern, und rief, sein wurstbrot pathetisch gen himmel reckend: "heute muss ich ein leben retten" um sogleich eilig mit fettigen wurstbrotfingern meine telefonnummer ein zu tippen. oder den sprechknopf zur sekretärin zu drücken um zu rufen: "schnell brunhilde! stellen sie mir frau b. durch!" - hat ein oberarzt eine eigene sekretärin? pardon, persönliche assistentin? Notiz: herrn doktor bei der nächsten visite fragen...


der superdoktor wusste sofort was zu tun ist um die patientin b. nicht in aufruhr zu versetzen: möglichst schnell, möglichst hektisch und möööööglichst unklar erklären, dass das junge frolein mal schnell in die schilddrüsenambulanz kommen solle um sich den tumor auf der schilddrüse anschauen zu lassen und sich einen total-op termin aus zu machen. möglichst schnell! SO SCHNELL WIE GEHT! aber keine angst frau b., sie brauchen sich nicht zu erschrecken. HRM?
zufrieden legte er sodann den hörer auf, fuhr sich mit den wurstfingern durchs gelockte haar und meinte zu sich selbst im spiegel: "du bistn super typ! das gibt eine 1 in der patientInnenevaluierung!"

so muss es gewesen sein...

Samstag, 31. März 2012

FAKTEN FAKTEN FAKTEN!

Bösartiger Tumor auf der Schilddrüse - Total OP - Lymphknoten entfernen - 4 Wochen Schilddrüsenunterfunktion - Radiojodtherapie - Quarantäne
IT ALL STARTET WITH A BIG BANG!